Karneval in Venedig ist das Schlaraffenland für Fotografen

Venedig 2017

Mit der Kamera zielen und sich dann, ohne auszulösen, abzuwenden, ist die größte Enttäuschung, die man den vielen Verkleideten, platter ausgedrückt „Fotogeilen“,  antun kann. Auch ein Fotograf hat beim Karneval in Venedig, Verpflichtungen und ist Teil des Ensembles im größten Freiluftmuseum der Welt.

Eines vorweg, rund um den Markusplatz in Venedig war es voller als im Hochsommer. Es war ab dem späten Vormittag und bis fast zum Dunkelwerden kein Durchkommen, weder für die Besucher, noch die Gewandeten, noch die Fotografen. Nach zwei Tagen im Trubel kannten wir die besten Stellen, wo sich die Models am liebsten positionierten und auf Fotografen warteten, um dann weiter zur nächsten Lokation zu flanieren. Ja(!), auf Fotografen warteten oder sich sogar neben einer professionell ausgerüsteten Fotografenmeute positionierten.

Jetzt aber erst mal von vorne. Im trüben deutschen November kam uns die Idee, den Karneval in Venedig hautnah zu erleben. Jedoch nicht einfach so, wenn schon dann als Graf und Marie Antoinette verkleidet. Auf Aliexpress.com fanden wir die entsprechenden Kostüme im bezahlbaren Rahmen. Die Flüge mit Übergepäck buchten wir günstig über Ryanair  und ein tolles kleines Boutique Hotel, in unmittelbarer Nähe der Academia Holzbrücke, war auf Booking.com auch schnell gefunden.

 Zur Vorbereitung schauten wir die entsprechenden Filme, und zahlreiche Seiten mit Schminktipps und Perücken, um am Ende auch den richtigen Look hinzubekommen. Anfang Februar trudelten dann die einzelnen Kostümteile ein und Angelinas speziell angefertigtes Kostüm war handwerklich perfekt, jedoch nicht der abgebildete Stoff. Ähnlich zwar, aber wenn man sich erst mal verguckt hat…aber am Ende war keine Zeit mehr für eine andere Option. Das Schloss in Weilburg war die perfekte, wenn auch sehr kalte Location, um erstmals Kostüme, Perücke und Makeup zu testen. Der runde Unterrock war eindeutig der falsche.
Zwei Tage vor dem Abflug wurde dann endlich der Unterrock für super Breite Hüften geliefert und das Kleid wurde in eine Nacht- und Nebel Aktion passend gekürzt.

Der frühe Flug brachte uns nach Treviso, einen kleinen Flughafen 45km von Venedig entfernt. Nach 45 Minuten mit dem Bus erreichten wir pünktlich um 9:15 dann den Busbahnhof von Venedig. Von hier aus hat man die zwei Vaporetto Haltestellen Piazzle Roma und Ferrovia (Bahnhof) in unmittelbarer Nähe. Wir kauften uns zwei 3-Tage Tickets (je 40€) um bequem kreuz und quer durch Venedig zu fahren. Mit dem Vaporetto, den schwimmenden Bussen, waren wir denn auch schon gleich in Richtung St. Marco und damit zu unserem Hotel Galleria unterwegs. Nach dem wir unser Gepäck dort deponiert hatten, ging es endlich zum Frühstücken in ein Kaffee um die Ecke.
An unseren ersten Tag wollten wir uns ohne Kostüm und ob der niedrigen Temperaturen kräftig eingemummelt erstmal nur orientieren und auch die Stadt genießen. Im Vaporetto fuhren wir die wenigen Stationen bis zum San Marco und waren entgegen unserer Erwartung schon mitten im Getümmel.

Nur mit kleinen Schritten kamen wir in Richtung Markusplatz voran, und als wir diesen erreichten, waren wir auch schon mitten in eine Liveübertragung des Fernsehens gestolpert. Ein an Napoleon erinnernder General in einer rosa Uniform mit Tutu statt Hose führte wortreich durch die Show. Es war wohl ein Casting der anderen Art und die lange Schlange von Maskierten garantierte ein nachmittagsfüllendes Programm.
Wie schon erwähnt, haben auch Fotografen eine Rolle, die es zu spielen gilt, und somit zückten wir die Nikon und auch alle Mobiltelefone, um „nicht unangenehm aufzufallen“ 🙂

In den nächsten 2 Tagen entstanden, zunächst noch etwas schüchtern, unzählige Bilder und Videos. Auszuwählen, welche wir präsentieren wollen, war nicht einfach.
Nun denn, hier kommen die in unseren Augen Besten.